Um meine bisherige Planung noch einmal in der Praxis zu testen und ein besseres Gefühl für das Handling eines solchen Bootes zu bekommen, will ich vorab mit einem ähnlichen Hausboottypen fahren. Wie bereits im ersten Artikel erwähnt, war der ausschlaggebende Moment für meinen Traum vom Hausboot der Vorschlag meiner Schwester im Herbst mit einem BunBo (Bungalow-Boot) zu fahren. Da es quasi der Art und Weise und vorallem auch den Abmaßen meiner geplanten Konstruktion sehr ähnelt bin ich natürlich äußerst gespannt, wie es sich darauf so leben lässt.

Vor Ort ist mir schnell klar, dass ich einiges anders machen möchte und dafür meine bisherige Planung nochmal überdenken muss. Beispielweise ist der längere Überstand des Daches auf der vorderen Terrasse sicherlich gut bei Regen aber äußerst schlecht für das komfortable Angeln. Da Letzteres für mich von größerer Bedeutung ist, entscheide ich das Dach in meinem Bau deutlich zu kürzen. Auch die Aufteilung der Innenräume möchte ich anders gestalten um das Maximale an Platz im Bereich des “Wohnzimmers” zu generieren.

Vorallem aber bestärkt mich das Wochenende auf dem Floß bei schönstem Sonnenwetter, mein Vorhaben durchzuziehen. Es ist einfach  fantastisch abends bei einem Lagerfeuer in der Feuerschale auf der Terrasse zu sitzen, zu spüren wie es immer kälter wird und sich anschließend auf den durch einen Holzofen wohlbeheizten Innenraum zu freuen. Ich schlafe so großartig wie schon lange nicht mehr. Obwohl ich am liebsten lange wachbleiben würde um das Knistern im Ofen zu hören und mir dabei der wunderschönen Lage unsers Ankerplatzes auf der Havel bewusst zu sein.

Mein erster Blick morgens aus dem "Wohnzimmer"
Mein erster Blick morgens aus dem “Wohnzimmer” (man beachte den Eisvogel unten rechts)
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Die Havel am Morgen

Ebenso schön sind auch die frühen Morgenstunden auf dem Fluss, während die Sonne sich ihren Weg durch den Nebel bahnt und die grandiose Herbstlandschaft wieder sichtbar wird. Ich genieße diese Momente, wissentlich, dass ich mit viel Glück in einem Jahr so etwas mein Eigen nennen kann. Auch die anderen “Crewmitglieder” sind begeistert und wir spielen uns in kurzer Zeit blendend ein. An- und Ablegen sowie das Schleusen klappen immer besser und man bekommt schnell einen “Blick” für gute Ankerplätze. Auch mein sechsjähriger Sohn ist sichtlich angetan und da gerade Halloween ist, schmücken wir zusammen das Boot entsprechend mit einem Kürbis und vielen Knicklichtern. Ich hatte etwas Bedenken, dass es ihm vielleicht etwas langweilig sein könnte und ihm eventuell die Bewegung fehlt, doch er scheint es ebenso sehr zu genießen, so nah an der Natur zu sein und dennoch die Vorteile einer festen Unterkunft zu haben.

Positiv überrascht bin ich auch wie verhältnismäßig gut sich so ein Typ Hausboot fahren lässt. Es ist natürlich nicht gerade ein schnittiges Sportboot, eher der Typ fahrender Schuhkarton aber gerade deshalb war ich ganz angetan, wie gut man damit klar kommt. Es gab zu Beginn eine Einweisung mit einem kleinen Test, was zum Charterschein gehört und auch sicherlich vernünftig ist. An dieser Stelle sei aber vermerkt, dass ich bereits vorher entschieden habe einen Sportboot-Führerschein zu machen und mich spontan zu einem Kurs angemeldet habe. Da dieser aber erst nach jener Tour beginnt, muss ich dieses Mal den Charter-Schein-Test plus Einweisung machen um dann gerade noch so bei aufkommenden Nebel den Hafen zu verlassen und uns einen Liegeplatz in der Natur für die erste Nacht zu suchen. Typischerweise hatten wir ausgerechnet das BunBo in der “hübschesten” Farbe Pink wie folgende Bilder beweisen.

Kurzer Stopp zum Beine vertreten
Kurzer Stopp zum Beine vertreten
Wie ich später lernte fahren nur Anfänger im Stehen
Wie ich jetzt weiß, fahren wohl nur Anfänger im Stehen 🙂
Geschrieben von:

Toni Polkowski

Ich bin ein selbständiger Mediendesigner und leidenschaftlicher Foto-Künstler mit einer großen Naturverbundenheit. 1979 geboren, in der Prignitz aufgewachsen, von 2002 bis 2020 in Berlin gelebt, wohne ich nun in der mecklenburgischen Seenplatte. 2015 habe ich beschlossen ein eigenes Hausboot zu bauen. Dieses doch recht große Projekt möchte ich in diesem Blog dokumentieren um anderen Interessierten einen Einblick zu geben und meine Erfahrungen zu teilen.